Weihnachtskonzert

WN-Pressebericht vom 07.12.2015 zum "Vorweihnachtlichen Konzert mit dem Ev. Posaunenchor der Erlöserkirche"

Gänsehaut-Erlebnis

Ev. Posaunenchor der Erlöserkirche und Frauenchor HORIZONT gestalteten vorweihnachtliches Konzert

VON MARTIN BORCK

Der Ev. Posaunenchor der Erlöserkirche und der Frauenchor Horizont griffen beim Weihnachtskonzert am Samstagabend auf Klassiker des Genres und auf Titel zurück, die ursprünglich nichts mit dem Fest zu tun haben, von der Machart her aber in den Rahmen passen.

Die Geburt Jesu hat Komponisten in aller Welt inspiriert. Wie viele adventliche und weihnachtliche Lieder und Choräle, aber auch instrumentale Stücke es wohl insgesamt sein mögen? Den Besuchern des Freundschaftskonzerts am Samstagabend in der Stadtkirche wurden auf jeden Fall neben einigen Klassikern des Genres einige Beispiele geboten, die nicht zum sattsam bekannten Repertoire gehören. Der Ev. Posaunenchor der Erlöserkirche und der Frauenchor Horizont griffen zudem auf Titel zurück, die ursprünglich nichts mit dem Fest zu tun haben – von der Machart her aber in den Rahmen passen.

Zum Beispiel „Adiemus” des walisischen Komponisten Karl Jenkins. Das Stück kommt wie eine mystische Klangwolke daher, ein Eindruck, der noch dadurch erhöht wird, dass der Gesang aus bedeutungslosen, aber dadurch umso geheimnisvoller, rätselhafter wirkenden Vokalisen besteht. Der Chor brachte diesen Charakter gut zum Ausdruck.

Auch Italien war mit einem eher selten zu hörenden „Canzone” vertreten: Die Horizont-Frauen sangen das Lied der Zampognari, der Hirten, die mit ihren Sackpfeifen die Geburt Jesu begrüßen. „Open the Eyes of my Heart” war ein weiterer Titel, mit dem vorweihnachtlicher Glanz verbreitet wurde. Schließlich gab’s mit dem Titel „Driving Home for Christmas” vom Schmusesänger Chris Rea einen modernen, poppigen Song. Der hätte allerdings etwas swingender präsentiert werden können. Was beim Frauenchor unter Leitung von Andreas Pauk aber positiv auffiel, war die gute Textverständlichkeit und das gelungene Timing.

Unter Begleitung des Posaunenchors sangen die Frauen Bachs „Jesu bleibet meine Freude” und „Joy to the World” von Händel. Wobei der Gesang angesichts der bläserischen Volumens doch ein wenig ins Hintertreffen geriet.

Daher wurde die Stimme der Solistin Kaja van Herrikhuijzen verstärkt, als sie mit den Musikern das norwegische Lied „Mitt hjerte alltit vanker” vorstellte. Einer der Höhepunkte des Konzerts, da das Arrangement eine hohe Dramatik aufwies: Allein schon die Einleitung mit dem dräuenden Pauken- und Beckendröhnen war klasse. Und dann schälte sich aus diesem Umfeld die Solostimme und singt eine schlichte, etwas spröde Melodie – ein Erlebnis! „Das erzeugt Gänsehaut”, meinte auch Moderator Rainer Doet­kotte.

Der Posaunenchor unter dem Dirigat von Andre Sander hatte den Abend mit einem von Paul Huber arrangierten Choral, Variationen und einer sehr gelungenen Fuge eröffnet. Die „Vier Jahreszeiten” – auf wenige Minuten für Blasorchester komprimiert – spielten die Musiker flüssig und leichtfüßig, die Filmmusik zu „Exodus” mit Wucht. Mit der Choralbearbeitung „Consolation” bewegten sich die Musiker in bewährten Bahnen.

Das „Pie Jesu” von Andrew Lloyd Webber passte zwar (als Teil eines Requiems) thematisch nicht ganz in die Zeit, musikalisch dagegen schon. „The Little Drummer Boy”, die Geschichte vom armen Trommler, der dem neugeborenen Jesus als Geschenk etwas vortrommelt, ist ein etwas rührseliges Stück, das aber mit seiner eingängigen, ruhigen Melodie und dem ostinat gespielten Trommelrhythmus zur vorweihnachtliche Atmosphäre in der Evangelischen Stadtkirche beitrug.

Ein Potpourri populärer Weihnachtslieder – von „Let it snow” über „I’m dreaming of a White Christmas” bis Lennons „War is over” bildete das Finale des Konzerts. Fast: Denn mit dem rockigen „Merry Xmas everybody” – ursprünglich von der Gruppe Slade – gab’s eine fetzige Zugabe. Das Publikum spendete den Akteuren stehend Applaus.